Nicoles Körperreise

Nachher
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Hallo liebe Besucher der Website von Roger und Simu. Schön, dass ihr hier seid!

 

Mein Name ist Nicole und ich möchte euch ein wenig von mir erzählen. Ich bin 37 Jahre alt und bin eigentlich schon mein ganzes Leben lang übergewichtig.  Schon in der Primarschule war ich immer fülliger als die anderen Kinder – na ja, ich hatte auch einen mehr als gesunden Appetit und war schon sehr früh zu bequem, mich in der Freizeit mehr als nötig zu bewegen.

Treppensteigen? Wozu hat jemand den Lift erfunden? Ich wurde also schon von frühester Kindheit an mit den Nachteilen meines Übergewichtes konfrontiert – kindliche Hänseleien, die Blicke der anderen Leute im Freibad, doofe Sprüche in der Berufswelt. Nichtsdestotrotz habe ich mich mein Leben lang wohl in meiner Haut gefühlt. Ich hatte immer gute Freunde, wurde immer respektiert und ich war eigentlich meistens ein fröhlicher Mensch, der für (fast) jeden Spass zu haben war. Ja, ich war glücklich und das „bisschen“ Speck hat mich überhaupt nicht beeinträchtigt. Dachte ich wirklich.

 

Im Herbst 2011 kam dann mein „Schlüsselmoment“ – ich flog mit einer Billigairline von Antalya nach Zürich und mein Sitznachbar war gar nicht begeistert, als er sah, neben was für einer Wuchtbrumme er sitzen musste… Ich hab mich also hingesetzt (ausgerechnet der mittlere Sitz) und musste den Bauch einziehen, um den Gurt zu befestigen. Um ein Haar hätte ich eine Verlängerung verlangen müssen – stellt euch mal diese Peinlichkeit vor! Aber ich hab den Gurt zu gekriegt – gerade mal so… aber der Flug war der Horror für mich. Fünf Stunden in der Sardinenbüchse – stets bemüht, dem Sitznachbarn nicht zu nahe zu kommen, der mich sowieso schon so angewidert angesehen hatte. Da habe ich beschlossen, dass ich etwas verändern muss.

 

Gesagt getan, denkt ihr jetzt? Keineswegs. Erst gegen Ende des Jahres hatte sich mein Gedanken wirklich gefestigt. Immer öfter fiel mir auf, wie bequem ich geworden war und wie schwer es mir bereits fiel, einen oder zwei Stockwerke über die Treppe zu erklimmen. Im Geschäft habe ich lieber telefonisch oder via E-Mail kommuniziert, anstatt den Kollegen im dritten Stock zu besuchen. Und wenn ich mich morgens auf die Waage gestellt habe, konnte ich froh sein, dass diese mein Gewicht noch angezeigt hatte – ich wog zu dieser Zeit satte 148kg bei einer Körpergrösse von 178cm.

 

Wahnsinn, denkt ihr? Ja, Wahnsinn… aber ich habe mich doch gar nicht dick gefühlt?! Na ja… so richtig wohl habe ich mich eher doch nicht mehr gefühlt, das musste ich mir eingestehen. Ich überlegte, mit welchem Gewicht ich mich noch gut in meiner Haut gefühlt hatte. Ich kramte in meiner Erinnerung und bemerkte, dass 120kg ein gutes Gewicht für mich gewesen war – und so fasste ich mein erstes Ziel. Ich hatte die Idee, bis zu meiner nächsten Flugreise nicht mehr als 120kg zu wiegen. Im Januar 2012 sollte es losgehen mit meiner Körperreise… und bis im August sollte das Ziel erreicht sein.

 

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich mich ganz alleine, ohne Ärztliche Betreuung und ohne Unterstützung durch einen Ernährungsberater auf den Weg gemacht hatte… das war oft schwer, doch mein Wille war unglaublich und so begann ich langsam aber stetig den Weg in ein leichteres und gesünderes Leben zu gehen. Ich begann etwas Sport zu treiben. Nicht viel, sonst hätte mich wohl bald die Motivation verlassen. Einmal die Woche eine Stunde ins Wasserfitness und ein bis zweimal die Woche eine halbe Stunde Krafttraining in einem kleinen Fitnesscenter in der Nähe meines Wohnortes. Ein Workout von 30 Minuten liess sich gut in meinem Arbeitsalltag integrieren und so eine halbe Stunde ist doch wirklich absehbar. Die geht ruckzuck vorbei.

 

Oh – es war hart… der Schweiss floss in Strömen, doch ich habe niemals auch nur eine Sekunde daran gedacht, wieder aufzuhören – denn die Erfolge kamen anfangs ziemlich schnell und kontinuierlich.

 

Natürlich habe ich auch noch ein wenig an meiner Ernährung rumgeschraubt. Ich denke, eine gesündere Ernährung und Bewegung kombiniert sind die einzigen Wege zum Ziel – oder zumindest die einzigen, die mich zum Erfolg führen konnten.

 

Gleich vorneweg – ich habe nicht ständig auf alles verzichtet. Ich habe bewusst auch mal einen „Sündentag“ eingelegt und mir auch mal Chips und Kuchen gegönnt. Das schreibe ich, damit ihr nicht gleich denkt, dass ihr das nie schaffen könnt. Jeder kann es schaffen – es braucht aber  viel Geduld und einen starken Willen.

 

Anfang März hatte ich dann bereits einige Kilos purzeln lassen und war bei 130kg angelangt. Ich begann mich besser zu fühlen und das hat mich motiviert. Ich begann, zuhause die Treppe statt den Lift zu benutzen – na ja, ich wohne im vierten Stock und anfangs war mir das doch noch etwas zu streng. So habe ich anfangs den Lift bis in den zweiten Stock genommen und vom zweiten in den vierten bin ich dann zu Fuss gestiegen. Ich fing an, regelmässig zweimal die Woche mit dem Velo ins Fitnesstraining zu gehen – eine kleine Tour von 10 Minuten pro Weg.

 

Bald schon wurde ich ehrgeiziger. Ende Mai hatte ich mein Wunschgewicht von 120kg erreicht und ich fühlte mich grossartig – ich fing an, mein neues Ich so richtig zu geniessen. Die Menschen in meiner Umgebung fingen an, mir Komplimente zu machen und mir auf die Schulter zu klopfen – ich konnte spüren, dass mich die Leute (vor allem im Job) ganz anders wahrnahmen – ich hatte das gute Gefühl, GESEHEN zu werden… die Komplimente und die Blicke der vorwiegend männlichen Arbeitskollegen waren wie Balsam für meine Seele und haben mich immer weiter motiviert.

 

Natürlich achtete ich weiter auf meine Ernährung – nach dem Training hängte ich oftmals noch eine kleine Velotour oder nach der Arbeit einen Spaziergang an. Ich ging öfter zu Fuss oder mit dem Velo, anstatt mit dem Auto und die vier Stockwerke schaffte ich schon bald ohne gross ausser Atem zu geraten.

 

Im August folgte dann meine nächste Flugreise, welche ich mit einem Gewicht von 115kg antreten konnte. Das war vielleicht grossartig! So viel Platz hatte ich seit Jahren nicht mehr auf dem Flugzeugsitz! Ich fühlte mich toll!

 

Ende Jahr – ich führte nun bereits ein Jahr lang meinen gesünderen Lebensstil – brachte ich dann noch 105kg auf die Waage. Ein Riesenerfolg!

 

Die Weihnachtsfeiertage habe ich dann überhaupt nicht auf die Ernährung geachtet – das war meine erste, längere „Diätpause“. Ich habe mein geliebtes Käsefondue und Raclette gegessen, Tirami su und Coupe Dänemark, Chips… alles, wonach mir der Sinn stand. Als ich im Januar dann wieder die Zügel fester in die Hand nahm, hatte ich wieder 108kg  drauf, welche ich dann aber ziemlich fix wieder weg trainierte.

 

Natürlich bin ich noch nicht am Ende meiner Körperreise angekommen. Heute wiege ich 104kg – ich bin gerade von einer weiteren, ziemlich bequemen Flugreise zurückgekommen. Schon super, wenn man deutlich mehr Platz hat.

 

Meine Ziele habe ich natürlich inzwischen neu definiert. 90kg sollten es mal werden. Aber ich lasse es langsam angehen – bis Ende Jahr möchte ich die lästige 100kg Marke schaffen – so „leicht“ war ich seit der Schulzeit nicht mehr (ja, wirklich!).  Ich habe jetzt schon seit ungefähr drei Monaten eine „Diätpause“ eingelegt – ziemlich lange, aber ich habe mich inzwischen an eine gesündere Ernährung und an meinen aktiveren Lebensstil gewöhnt und so halte ich mein Gewicht wacker.

 

Heute fahre ich locker mal mit dem Velo zum Einkaufen, mache lange Spaziergänge, bewege mich gerne in der Natur und benutze auch bis in den sechsten Stock den Lift nur noch, wenn ich was schweres schleppen muss. Ich fühle mich leichter und vieles ist einfacher geworden. Es sind viele Kleinigkeiten, die mir das Gefühl geben, den einzig richtigen Weg gegangen zu sein. Die Momente, in denen mich eine unverhofft auftauchende Treppe zum Seufzen gebracht hat oder in denen ich in der Gondelbahn unwillkürlich die maximale Traglast angeschaut habe, gehören der Vergangenheit an. Ich fürchte mich nicht mehr vor engen Sitzen in Flugzeugen und Achterbahnen und sehe Abteilungsausflügen mit unbekanntem Ziel viel gelassener entgegen – keine Angst, dass ich mich blamiere, wenn wir mit der ganzen Abteilung eine Sprungschanze erklimmen oder dass der Festbank durchhängt, sobald ich mich setze. Ganz toll ist es auch, dass ich heute schon (und das mit immer noch 104kg auf den Knochen) meine Klamotten von der Stange kaufen kann – die Jeans von C&A für 45 Franken passen heute wie angegossen – ich brauche nicht mehr online für gut 100.- die grossen Grössen zu kaufen.

 

Was mich aber vor allem und eigentlich täglich aufs Neue motiviert, sind die vielen Komplimente von Freunden, Verwandten und Bekannten – die bewundernden Blicke der Arbeitskollegen und der spürbare Unterschied, wie man mit mir umgeht. Ich unterstelle niemandem ein Vorurteil gegenüber übergewichtigen Menschen – ich vermute, die Menschen behandeln mich anders, weil ich das gute Gefühl das ich habe, auch ausstrahle. Ja, ich habe mich immer wohl gefühlt in meiner Haut – ich hätte niemals geglaubt, wie viel besser ich mich mit weniger Gewicht noch fühlen könnte.

 

Ich hoffe, mein Bericht kann euch motivieren, auch Etwas zu verändern. Egal, wie viel ihr erreichen wollt… ob fünf oder fünfzig Kilo zum Zielgewicht fehlen – macht euch auf den Weg, haltet durch, nehmt die Hilfe an, die euch hier von zwei super coolen, einfühlsamen und fachlich kompetenten Jungs angeboten wird – ihr könnt es schaffen, und ihr werdet euer neues Körpergefühl lieben!

 

Alles Gute!

 

Nicole

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Roger (Sonntag, 27 Oktober 2013 14:06)

    Liebe Nicole - vielen Dank für diesen tollen Bericht. Ich bin dankbar, das ich Deine Körperreise live mitverfolgen kann und Dich dabei auch unterstützen darf. Alles Gute weiterhin und viel Erfolg!